Mikrobielle Belastungen
Was sind mikrobielle Belastungen?
Meist stehen chemische Bauschadstoffe im Fokus von Gebäudeuntersuchungen. Biologische Umwelteinflüsse werden dagegen oftmals unterschätzt.
Inzwischen ist bei Wissenschaftlern und Sachverständigen die Erkenntnis gereift, dass mikrobiologische Kontaminationen z. B. von Schimmelpilzen oder Taubenkot, ebenfalls Gesundheitsstörungen hervorrufen und/oder verstärken können.
Eigenschaften
Schimmelpilze sind Mikroorganismen und (fast) überall auf dieser Welt anzutreffen. In der Natur spielen sie neben anderen Organismen, eine äusserst wichtige Rolle beim Abbau von organischem Material. Sie bestehen aus drei wesentlichen Bestandteilen: Sporen, Myzel und Fruchtkörpern.
Schimmelpilze haben die Fähigkeit, unterschiedlichste Materialien durch die Freisetzung von Verdauungsenzymen für sich verfügbar zu machen und als Nährstoffquelle zu nutzen. Dabei sind die meisten Schimmelpilzarten sehr genügsam und auch fähig, unter den unterschiedlichsten Bedingungen zu wachsen. Die wachstumslimitierende Komponente für Schimmelpilze ist in vielen Fällen die Verfügbarkeit von Feuchtigkeit respektive Wasser.
Die meisten Schimmelpilze lieben Wärme und Feuchtigkeit. In Gebäuden sind sie zu finden auf feuchten Wänden, in Nasszellen, Saunen, Keller, aber auch an Möbeln, Bücher, Bilder, Teppichen etc.
Weltweit werden mehr als 100‘000 Arten von Schimmelpilzen unterschieden. Die Schimmelpilzkonzentration in der Aussenluft ist von vielen Faktoren abhängig wie etwa den Wetter- und Windverhältnissen, der lokalen Vegetation, der Topografie und der menschlichen Aktivität.
Aufgrund dieser Einflüsse können in der Aussenluft einige wenige Dutzend Schimmelpilzsporen pro m3 Luft bis hin zu einigen Tausend gemessen werden. In der Regel sind in den Monaten Juni bis Oktober mehr Schimmelpilze in der Aussenluft messbar als in der übrigen Zeit.
Risiken
Eine allgemeine Risikobewertung ist nicht möglich, da diese stark vom Immunsystem der Betroffenen abhängt. Eindeutige Zusammenhänge zwischen Schimmelpilzbelastungen und Atemwegserkrankungen bzw. Allergien, wurden jedoch in einer Vielzahl von Studien nachgewiesen.
Es besteht Konsens darüber, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen Infektionskrankheiten, Allergien, Reizungen der Augen und Atemwege sowie Müdigkeit und Gliederschmerzen etc. und dem Vorhandensein von Bakterien und verschiedenen Schimmelpilzarten in Räumlichkeiten besteht.
Ein besonderes Augenmerk sollte man in diesem Zusammenhang auf Kinder richten, die noch empfindlicher als Erwachsene reagieren und ihre Beschwerden oft nicht artikulieren können. Aufgrund der Schwierigkeiten bei der gesundheitlichen Bewertung und aus Vorsorgegründen sollte Schimmelpilz in Innenräumen nicht geduldet werden.
Sanierung
Bei Verdacht auf Vorliegen eines verdeckten Schimmelpilzbefalls müssen die betroffenen Räume genau untersucht werden. Eine solche Untersuchung setzt hohen Sachverstand sowie Erfahrung voraus und sollte deshalb durch eine dafür ausgewiesene Fachkraft durchgeführt werden.
Werden nach eingehender Untersuchung die Schimmelpilzquellen entdeckt, muss der Ursache für den Befall nachgegangen werden. Erst danach empfiehlt es sich, fachgerechte Sanierungsmassnahmen einzuleiten. Auch hierbei ist eine fachlich kompetente Beratung erforderlich, um die richtigen Entscheidungen hinsichtlich einer allfälligen Sanierung treffen zu können.
Es ist nicht ausreichend, den sichtbaren Schimmelbefall oberflächlich zu bekämpfen oder einen befallenen Bereich ohne fachmännisch ausgeführte Sanierung austrocknen zu lassen, denn es muss auch mit einer Gesundheitsgefährdung durch abgestorbene Mikroorganismen gerechnet werden.
Eine oberflächliche Behandlung der betroffenen Stellen kann nur als temporäre Lösung angesehen werden, wobei keine giftigen Schimmelbekämpfungsmittel (Fungizide) verwendet werden sollten. Diese Gifte sind für den Menschen, als auch für Tiere gesundheitsschädlich.
Lüftungsleitungen sind aus hygienischen Gründen idealerweise alle fünf Jahre einer periodischen, fachgerechten Reinigung zu unterziehen. Dies hat gemäss der "Richtlinie SWKI VA104-01 Hygiene Anforderungen an Raumlufttechnische Anlagen und Geräte“ durch eine erfahrene Firma unabhängig von Instandsetzungsarbeiten zu erfolgen.
Weitere mögliche mikrobielle Belastungen im Überblick
Insbesondere im Zusammenhang mit extremen Verunreinigungen durch Taubenkot sind verschiedene Erreger und Parasiten zu nennen, die eine Gesundheitsgefährdung für Personen darstellen können.
- Salmonellen
In der Regel ein sehr taubenspezifischer, für den Menschen kaum infektiöser, aber in den hohen Prozentsätzen im Kot nachweisbarer Erreger. - Campylobacter-Bakterien
Das Krankheitsbild ähnelt dem einer Salmonelleninfektion. Eine Infektionsgefahr ist gegeben, wenn Nahrungsmittel mit Taubenkot in Kontakt kommen. - Chlamydien-Stämme
Diese Keime können durch Einatmen grippe- und typhusähnliche Symptome mit starker Lungenentzündung auslösen (Papageienkrankheit). - Kryptokokken
Der im Taubenkot nachgewiesene Pilz kann durch Einatmen eine Lungen- und Gehirnhautentzündung verursachen. - Taubenzecke
Sie lebt in Rissen und Spalten des Holz- und Mauerwerks und kann in einer Art Hungerstarre lange Zeiträume schlechter Lebensbedingungen überdauern. Menschen werden nur befallen, wenn keine Tauben als natürliche Wirte mehr vorhanden sind. Stark mit Taubenkot verunreinigte Gebäudeteile sind daher vor einer Instandsetzung oder einem Rückbau durch eine Fachfirma zu reinigen.
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