Chlorparaffine
Was sind Chlorparaffine (CP)?
Chlorparaffine (CP) wurden u.a. als Nachfolgeprodukt von PCB, eingesetzt. CP weisen ähnliche technische und toxische Eigenschaften auf. Sie sind chemikalien-, licht- und temperaturbeständig bis ca. 200°C, vergleichsweise wenig flüchtig und schwer entflammbar. Zudem haben sie weichmachende und korrosionsverhindernde Eigenschaften. Ausserdem sind CP wie andere chlorierte Kohlenwasserstoffe sehr langlebig (persistent) sowie biologisch nicht abbaubar und fettlöslich.
Chlorparaffine werden in drei Stufen unterschieden, die kurzkettigen Chlorparaffine (SCCP) sowie die mittel- und langkettigen Chlorparaffine (MCCP/LCCP). Erstere sind besonders aufgrund deren chemischen und technischen Eigenschaften umweltgefährdend. 2017 wurden die SCCP in der Stockholmer Konvention zu den gelisteten Stoffen aufgenommen und der Verwendungszweck eingeschränkt.
Eigenschaften
Chlorparaffine weisen schmierende, flammhemmende, weichmachende und korrosionsverhindernde technische Eigenschaften auf.
CP sind wie andere chlorierte Kohlenwasserstoffe sehr langlebig (in Standardtests biologisch nicht abbaubar) und fettlöslich.
Anwendungen/Vorkommen
Chlorparaffine wurden weitverbreitet in verschiedensten Produkten angewendet. Noch bis 1994 wurden nach Angaben der Chemischen Industrie in der Schweiz bis zu 70 Tonnen Chlorierte Paraffine verbraucht.
Die Hauptanwendungsgebiete sind in der Metallverarbeitung, in Schmierölen und Beschichtungen (Farben, Lacke, Korrosionsschutz etc.), wobei China mit einer jährlichen Produktion von ca. 600‘000 Tonnen CP pro Jahr führender Hersteller ist. In der Schweiz werden mittlerweile aufgrund der Erkenntnis der beinahe gleich umweltgefährdenden Eigenschaften wie bei den PCBs keine kurzkettigen chlorierten Paraffine mehr hergestellt.
Anwendungsbeispiele für CP sind:
- Fugendichtungsmassen
- Korrosionsschutzbeschichtungen
- Farben/Lacke
- Gummi- und PVC-Produkte
- Öle und Schmiermittel
Risiken
CP sind wie andere chlorierte Kohlenwasserstoffe sehr langlebig. Speziell die kurzkettigen SCCP, hochchlorierten Verbindungen sind wassergefährdend (Klasse 3) und eine Anreicherung in der Umwelt sollte vermieden werden.
Die akute Toxizität einer Kleinstmengenaufnahme von Chlorparaffinen ist gering. Langfristig aber kommt es zu einer Anreicherung in Fettgewebe, Niere und in der Leber, was besonders für Wasserorganismen schädlich ist.
Die gesundheitlichen Auswirkungen beim Menschen sind bisher noch nicht ganz klar, inzwischen wurden die CP aber von der IARC in der Gruppe 2B, als mögliches Karzinogen für Menschen sowie Tiere klassifiziert. Im Brandfall können Polychlorierte Furane entstehen, welche bezüglich Toxizität und Bedeutung den Polychlorierten Dioxinen nahe stehen.
Über das Vorkommens von Chlorparaffinen in der Raumluft (Ausgasung aus Dichtungsmassen, PVC-Belägen) liegen bis heute nur wenige Daten vor. Bei der Verwendung von Produkten mit niederchlorierten Chlorparaffinen, geringer bis mittlerer Kettenlängen ist allerdings mit einer relevanten Ausgasung in die Raumluft zu rechnen.
Gesetzliche Vorschriften
Durch die Aufnahme der kurzkettigen Chlorparaffine in den Anhang A des Stockholmer Übereinkommens per Ende 2018 wurde ihre Herstellung und Verwendung eingeschränkt bzw. verboten. Für die Schweiz befinden sich die Bestimmungen im Anhang 1.1 der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung.
Wegen der Umweltgefährdung gelten CP-haltige Materialien als Sonderabfall und unterliegen somit der Verordnung über den Verkehr mit Abfällen (VEVA).